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"Echinocorys"
…oder von
der Schwierigkeit, Seeigel fachlich zu bestimmen Die
Varianten des "Echinocorys" sind vielfältig. Selbst die
Einzelbestimmung der Fachleute gehen oft auseinander. Wir werden
jedoch am Ball bleiben und an dieser Stelle weiterhin versuchen
mehr Klarheit zu schaffen. Erste Erklärungen hierzu entnehmen sie
dem Bericht auf dieser Seite.
1
2
3 Abb.
1: Seeigel in Schalenerhaltungen versch. Größen Abb.
2-3: Seeigel-Steinkerne versch. Größen, bei denen sich die
Schale gelöst hat
Kleine
Anekdote aus dem Wartezimmer einer Arztpraxis:
Ich sitze im Wartezimmer
meines Arztes, die Helferin – die mich und mein Hobby kennt – kommt auf mich zu
und sagt: “Wir waren im Sommer in Dänemark an der Ostsee und da habe ich einen
großen Seeigel gefunden. Können Sie mir sagen, was für…“? Ich sage: „Ja, es ist
ein Echinocorys!“ Sie stutzt: „Aber Sie haben ihn doch noch gar nicht gesehen!“ Sie hat ihn dabei; und in der Tat, es ist ein Echinocorys.
Ist das Bestimmen von
versteinerten Seeigeln so einfach? Leider nicht.
Aber die Stichworte: großer
Seeigel, Dänemark, Ostsee lassen kaum einen anderen Schluss zu. Damit ist aber
auch erstmal das vorläufige Ende erreicht.
Die Gattung Echinocorys ist
im Geschiebe und im Anstehenden im Norden (Oberkreide, Danium) am häufigsten
vertreten. Und eine Gattungsbestimmung ist rel. leicht. Eine Verwechslung mit
ähnlichen Gattungen ist so gut wie ausgeschlossen. Aber bekanntermaßen sind die
meisten Gattungen ja in verschiedene Arten unterteilt. Und hier beginnt die
Schwierigkeit. Und gerade bei Echinocorys hat es zu einer Arten-Inflation
geführt. Jeder Aufschluss, jede Grube bringt offensichtlich ihren Echinocorys
hervor. Nun zeichnen sich Lebewesen einer Art ja definitionsgemäß dadurch aus,
dass sie untereinander fortpflanzungsfähig sind (so gehören z.B. alle Hunde zu
einer Art (Canis Lupus)). Dieses Kriterium ist auf ausgestorbene Arten nur
begrenzt anwendbar, so dass andere Kriterien wie Größe, Form und Aussehen zur
Unterscheidung herangezogen werden müssen. Man greift als Hobbysammler also zu
seinen Büchern und Aufsätzen, um Näheres zu erfahren. (s. Literaturhinweise). Und
hier stößt man dann auf die erwähnte Vielfalt von Arten-Namen.
Versucht man nun seinen Igel
mit den Fotos oder Skizzen in den Bestimmungsbüchern zu vergleichen, so kommt
man meistens zu keinen klaren Ergebnissen. Die zwei Fotos von
Echinocorys-Varianten von einem nur ca. zwei Kilometer breiten Strandabschnitt
vom dänischen Limfjord mögen das belegen. Bei den kleinen Exemplaren kann man
sicherlich davon ausgehen, dass es sich um E. obliqua (früher obliquus) handelt
und die großen kann man E. sulcata zuordnen. Aber wo ist die Grenze? Oder gibt
es noch andere Arten von Echinocorys? Ein Experte könnte bei den Exemplaren in
Schalenerhaltung vielleicht noch Näheres sagen. Aber bei den reinen
Flintsteinkernen ist man auf die Angabe Echinocorys sp. beschränkt. Die Autoren
Smith und Wright z.B. nennen alle Echinocorys aus dem Campan scutata LESKE,
1778, und lassen die Unterschiede nur als forma-Anhänge zu.
Nun stellt sich natürlich
die Frage: Wie schlimm ist das für uns Sammler?
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Letztlich muss das jeder für
sich beantworten, ob er mit der rel. Ungewissheit klar kommt. Meine Meinung
ist, dass wir Hobby-Sammler uns nicht verrückt machen lassen sollten. Freuen
wir uns an den schönen Versteinerungen. Besonders bei den Steinkernen ist die
Variationsbreite enorm: es gibt keine zwei gleichen!
Nun sagen einige, dass das
Sammeln nur einer Gattung auf Dauer
etwas fad ist. Dem ist zu entgegnen: besonders bei Fossilien, die rel. häufig
sind, kann man auch besonderes entdecken: so z.B. Vier- oder Sechstrahler, oder
Exemplare mit sonstigen Besonderheiten (z.B. Bewuchs oder Bissspuren). Außerdem
hat man ja immer die Chance, andere Gattungen und Arten zu finden.
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Quellenverzeichnis
/ Literaturauswahl:
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Einige Informationen
zum "Echinocorys"
finden sie auch unter gleichnamigen Suchbegriff im Internet,
z.B. bei
Google oder MSN. - Arbeitskreis Paläontologie
Hannover (2005): Fossilien aus dem Campan von Hannover. 94 Seiten, viele Fotos. - Gravesen, Palle (1993):
Fossiliensammeln in Skandinavien.248 Seiten, viele Abbildungen. Goldschneck-Verlag.
Weinstadt. - Krüger, Fritz J. (1983):
Geologie und Paläontologie: Niedersachsen zwischen Harz und Heide.244 Seiten.
Viele Bilder, Tabellen und Tafeln. Kosmos-Verlag. Stuttgart. - Hucke, Kurt, Voigt Erhard
(1967): Einführung in die Geschiebeforschung.132 Seiten. 50 Tafeln. Nederlanske
Geologische Verenigung. Oldenzaal. - Murray, John W. (Hrsg.)
(1990): Wirbellose Makrofossilien. Ein Bestimmungsatlas. 266 Seiten. 1596
Einzeldarstellungen. Enke-Verlag. Stuttgart. - Owen, Ellis, Smith, Andrew B. (Hrsg.) (1991): Kreide-Fossilien. Ein Bestimmungsatlas. 152 Seiten. Viele
Bilder. Goldschneck-Verlag. Weinstadt. - Richter, Andreas E.
(1991): Handbuch des Fossiliensammlers. 461 Seiten. Viele Bilder, Tabellen und
Tafeln. Kosmos-Verlag. Stuttgart. - Schultz, Werner (2003):
Geologischer Führer für den norddeutschen Geschiebesammler 508 Seiten. Viele
Bilder. cw-Verlagsgruppe. Schwerin. - Smith, A. B. & Wright, C. W. (2003): British cretaceous Echinodea.
Mon. Pal. Soc., London
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